Sunday, April 3, 2022

Video: EIN SCHLAGER ENTSTEHT mit Monika Marleen und The King-Beats und vielen anderen - „Sei doch bloß nicht so schüchtern“


 

Und ihr? Seid geduldig, der Film braucht eine Weile beim Hochladen!

Das FWU (Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht) drehte ab den 50er Jahren Filme für Lehrzwecke. Ich kann mich gut erinnern, dass wir diese Filme in der Schule in verschiedenen Unterrichtsfächern von den Lehrern vorgeführt bekamen. Das war immer ein Riesenaufwand, denn ein 16mm-Projektor musste aufgebaut, der Film eingefädelt werden und bevor es „Film ab!“ hieß, musste auch noch der Klassenraum verdunkelt werden. Die entstandene Dunkelheit sorgte immer für gute Laune unter den Schülern: da wurde der jungen Dame in der Reihe vor uns schon mal mit dem Bleistift in den Po gepiekst, Federmäppchen flogen auf unerklärliche Weise durch den Raum, vorne machte jemand laut ein furzendes Geräusch – kurzum, vom Film bekamen die Schüler weniger mit als der Schulmeister geplant hatte. Aber es war eine Riesengaudi.

Ich kann mich an eine Filmvorführung beim Lehrer Ellinghaus erinnern, welche – da angekündigt - von den Schülern aufs Akkurateste vorbereitet worden war. Wir hatten diverse Rollen feinsten Zwirns mitgebracht und nutzbringend befestigt, um während der Filmvorführung einiges in Bewegung zu setzen. So öffnete sich nach Filmbeginn plötzlich auf ungeahnte Weise eine Schranktür, ein Buch kippte aus dem Regal, das Klassenbuch fiel unerklärlicherweise vom Tisch, an den Kleiderhaken aufgehängte Jacken bewegten sich leise und mystisch im (nicht vorhandenen) Wind, ebenso Teile des Verdunkelungsvorhangs. Als das Bild unscharf wurde, weil auch die am Kartenständer aufgehängte Leinwand in Wellenbewegung geriet, witterte der Pädagoge böse Mächte am Werk und befahl: „Sofort Licht an!“ Die Strippenzieher warfen den Zwirn so weit sie konnten, aber bei genauer Inspektion entdeckte der gute Herr Ellinghaus das frevelhafte Tun. Ich kann mich erinnern, dass die Strafe moderater ausfiel als befürchtet.

Aber auch ohne die Untergrundtätigkeiten subversiver Schüler konnten diese Filmvorführungen zu einer kurzweiligen Sache werden – nicht, weil die Filme so spannend gewesen wären, sondern weil sie gerne einmal rissen. Durch den Gebrauch an Dutzenden von Schulen waren die Filme einer gewissen Beanspruchung ausgesetzt (auch mag nicht jeder Lehrer die Filmvorführerausbildung mit einer Eins bestanden haben), so war dann plötzlich das Bild weg und ein Filmende flappte gegen die Optik. Der vorführende Lehrer rief „FWU – kaputt im Nu!“ Der gestresste Film wurde natürlich nicht geklebt, wie es sich gehört hätte, sondern einfach neu eingefädelt und auf die Spule gelegt, so dass die Filmunterbrechung an der nächsten Schule vorprogrammiert war. Wenn dann ein Film in mehrere Fragmente zerlegt war, konnte man mit einem 15-Minuten-Film gut eine Unterrichtsstunde bestreiten.

In dem Film „Ein Schlager entsteht“ wird (fast) der gesamte Prozess einer Schallplattenproduktion für die in Frankfurt angesiedelte CBS gezeigt. „Tu doch bloß nicht so schüchtern“, heißt das gute Ding, gesungen von Monika Marleen alias Monika Kuhnke. Ein famoser Flop, ja, das Ding wurde wirklich veröffentlicht. Die Sängerin durfte ein Jahr später noch eine zweite Single, dann hatte es sich aus Marleen’t.

Die Arbeit des Texter/Produzenten-Duos Günter Loose und Hans Podehl, des CBS-Geschäftsführers Bernhard „Micky“ Mikulski, der Begleitband The King-Beats und der Sängerin Monika Marleen werden ins etwas schiefe Visier genommen und aufs künstlichste auf Film gebannt. Musikaufnahmen in den Walldorf-Studios - die verwendeten Bandmaschinen und den Tonmeister im Bild – das sind schon historische Dokumente. Ein paar Session-Musiker trompeten den Tijuana-Sound. Der Plattendesigner, die PR-Leute, die Pressevertreter, die Akkord-Damen im Presswerk – alle dürfen mal kurz in ihrem Wirken gezeigt werden. Und kaum ist die Platte im Handel, geht’s fantastischerweise mit dem Fräulein Marleen ins Fernsehstudio, und schon sind wir beim Business im Schallplattengeschäft, wo natürlich das gesamte Personal über den sensationellen Fernsehauftritt der jungen Dame informiert ist und den Käufern quasi ungefragt die Platte vor die Augen hält. Beschönigt wird in diesem Film natürlich auch ganz kräftig – man riecht es förmlich, wie die CBS-Clique das Drehbuch bestimmt. Die Sängerin Monika Marleen bekommt von jeder verkauften Platte 24 Pfennige – auf dem Papier. Man schaue im Buch „Shakin All Over – die Beatmusik in der Bundesrepublik Deutschland 1963-1967“ (ISBN 978-3-946502-11-1) von Hans-Jürgen Klitsch nach, dort sind auf Abrechnungen, Verträge etc. für die Künstler abgedruckt. Man hatte Glück, wenn man als Durchschnittsmusikant am Ende der Plattenfirma nichts schuldete.

1 comment:

Big Beat and Power Pop said...

Den Film könnt ihr sehen, wenn ihr die folgende Adresse kopier und in die URL-Zeile eingebt.

https://archive.org/details/ein-schlager-entsteht

Sollte das nicht funtionieren, versucht es so:

archive.org/details/ein-schlager-entsteht